Bildvortrag
19.06.2025
19:00h
Till Gathmann: Zur Bildkrise des 7. Oktobers,
oder: Annäherungen an eine Metapsychologie des antisemitischen Bildes
Die Taten des 7. Oktobers ist nicht von den Bildern zu trennen, die die Täter produziert haben. Über was geben diese Selbstzeugnisse Auskunft? Können die Bilder als antisemitische im Sinne einer ikonografischen Tradition verstanden werden? Oder sind sie lediglich Ausdruck einer allgemeinen technologischen Entwicklung der Bildproduktion? Im Versuch, diese Bilder des 7. Oktobers und ihr sehr unmittelbares Nachleben (Aby Warburg) zu verstehen, kollidieren die sehr grundsätzlichen Fragen, was ein Bild, was Antisemitismus sei. Beide Fragen sind nur spezifisch beantwortbar und wären am Material zu demonstrieren. Der Bildvortrag will sich dieser nicht einfachen, aber notwendigen Materialuntersuchung schlaglichtartig widmen.
“Ein Bild, jedes Bild, ist das Ergebnis von Bewegungen, die sich vorläufig darin sedimentieren und kristallisieren”, konstatiert der Kunsthistoriker George Didi-Huberman. Auf diese Weise aber zeigt sich im Bild zwischen Sublimierung und der Aktualisierung von Konflikten eine wesentliche Spannung, an der auch die technische Entwicklung Anteil hat. Traditionell neigt die Psychoanalyse, die auf die Herstellung von psychischem Raum bedacht ist, den Leistungen der Sublimierung zu. Im Antisemitismus aber, so die These, ist das Bild selbst konstitutiv für das Ausagieren, die (Bild)Raumzerstörung, die der Antisemitismus in der Tat vollzieht. Er wendet sich als Bildtechnik gegen die Sublimierung und ist ohne diese Funktionalisierung des Bilds nicht zu denken. Damit aber wirft das antisemitische Bild auch grundsätzliche Fragen der Triebtheorie auf.
Till Gathmann ist freischaffender Gestalter und Künstler und lebt und arbeitet in Berlin. Er promoviert im Feld der künstlerischen Forschung an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Zum Thema hat er einen Essay in der Zeitschrift sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik, Heft 24/2024 verfasst.
Eine Veranstaltung der Galerie K' und der Rosa Luxemburg Initiative, Bremen