Sibylle Springer

02.04.2016 –
08.05.2016

hell

Der Titel "hell" kippelt nicht nur zwischen der deutschen und der englischen Sprache. Auch inhaltlich stehen sich Hölle und Helligkeit scheinbar diametral gegenüber. Wobei es vielleicht gerade der Zusammenhang zwischen Helligkeit und Qual ist, der sich in dieser Ausstellung zeigt. Erschreckend wirkt dies vor allem beim Anblick von Sibylle Springers hellen, farbigen und ornamentalen Bildern. Das Schöne birgt vielerlei Grausamkeiten.

So etwa "Schmerz, Brokat" (2016), das auf Gaspare Traversis Gemälde "Die Operation" (1753/54) basiert. Springer gestaltet ihre Oberfläche als ein flaches, reliefartiges Muster, das an Brokatstoff erinnert. Dadurch und dazwischen Momente des Schreckens: ein schmerzverzerrtes Gesicht, eine Hand, die einen spitzen Gegenstand an einen nackten Bauch führt, eine Hand, die einen Arm fest greift.

Kunsthistorische Verweise spielen bei Sibylle Springer oftmals eine große Rolle. Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich mit Darstellungen von Grausamkeiten in aktueller, vor allem aber alter Kunst. Meist - so auch in dieser Ausstellung - bezieht sie sich auf die Malerei des Barock. Springer überträgt die Bilder auf ihre Leinwände und bedeckt sie mit immer wieder neuen Farbschichten.

Die ursprünglichen Bildinhalte werden so verdeckt und verfremdet. Auch inhaltliche Schwerpunkte werden auf diese Weise verschoben. Springers Versionen wirken dabei oft abstrakt. Für ihre neuen Bilder hat sie ein Vorgehen entwickelt, mit dem sie ihre Motive in plastische Muster überführt. Das Prinzip des Vexierbildes kommt hier zum Tragen: Die Szenen des Schreckens, die Sibylle Springer auf ihre Leinwände überträgt, werden durch ornamentale Strukturen verdeckt und gleichzeitig durch diese überhaupt erst hervorgebracht. Diese Muster sind Muster von Gewalt.