Ingo Vetter, Annette Weisser, Mitch Cope (Tree of Heaven Woodshop)

15.06.2024 –
21.09.2024

Kassel Chair Repair and some short movies

Einst, nach dem Zweiten Weltkrieg, gedieh der Götterbaum so gut auf Schutt und Asche, dass er in Deutschland den Spitznamen „Trümmerbaum“ bekam. Im 19. Jahrhundert brachten chinesische Arbeitsmigrant*innen ihn auch nach Amerika. Sein Holz ist brüchig und neigt zu Verwindungen - wie bei anderen schnell wachsenden Arten auch - und ist so nur bedingt als Bauholz geeignet. So schnell wie der Baum wächst, so kurzlebig ist die Haltbarkeit seines Holzes. Heute gilt der Wildwuchs des Baumes ein Zeichen der industriellen Krise.

Im Jahr 2005 gründeten Annette Weisser, Mitch Cope und Ingo Vetter den „Detroit Tree of Heaven Woodshop“, der ausschließlich mit dem Holz des Tree of Heaven arbeitet, einer - auch in der Stadt Detroit - unerschöpflichen Ressource. Der Woodshop ist als lokal organisiertes Netzwerk angelegt und entwickelt Kunstwerke und Auftragsarbeiten für internationale Kunstinstitutionen. Die Technik des Re- bzw. Upcyclings wird in den Zusammenhang globalisierter Ökosysteme gesetzt: Der asiatische Götterbaum, durch den Welthandel in vielen Regionen jenseits seiner Herkunftsregion zur invasiven Art geworden, wird gezielt als Rohstoff für den (Wiederauf-)Bau von Stühlen der Kasseler Kunsthochschule genutzt. Gestelle von Designklassikern werden mit dem zartgelblichen Holz des Götterbaumes bestückt.

Dokumentarische Fotografien und Videoarbeiten ergänzen das Portrait Detroits, welche beispielhaft für die dramatischen Veränderungen der sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Bedingungen einer Stadt infolge der Globalisierung steht. Die Umrisse  von hölzernen Gefäßskulpturen, basierend auf unterschiedlichen für Detroit relevanten Statistiken von 1985 bis 2005, wie etwa Arbeitslosigkeit oder Leerstand von Gebäuden, nuancieren das Bild einer Stadt im Schatten ihrer prekärer Lebensbedingungen.