Vor den letzten Dingen

23.05.2025 –
05.07.2025

Sarah Lüdemann (Beauham), Wolfgang Müller, Christian Haake

Ein leerer Raum. Stimmen von Vögeln. Artefakte aus Tonerde, Knochen und Beton. Das ist alles, was von etwas blieb. Das ist alles, was man hinüberretten konnte – auf die andere Seite. Ein wenig erinnert man sich vielleicht noch, das meiste muss man sich dazudenken. Die Auslöschung ist schon zu lange her, sie war zu abrupt, zu heftig. Was fand auf diesem Boden statt? Verliefen hier die Wände? War dieser Schacht für die Luftzufuhr gedacht? An der Stelle, an der die Kacheln so sehr abgerieben sind – verrichtete man hier die Arbeit mit schwerem Gerät? Und diese rosa Stücke daneben: Wie mag sich ihre Oberfläche anfühlen? Vielleicht ist sie glatt und weich, vielleicht ist das ganze Ding noch warm? Vielleicht pulsiert es leicht? Waren sie einmal Teil von jemandem? Sind sie als Teil eines Körpers gewachsen – oder wurden sie ihm später zugefügt? Sind es Amputationen oder Prothesen?
Wie haben sie sich später von diesem Jemand losgesagt – und warum? War es Gewalt? War es Gewalt, die jenen Raum geleert hat, über den wir vorhin sprachen? Jetzt singen wenigstens noch die Vögel. Man sieht sie nicht, man hört sie nur. Man hört sie – und auch etwas von ihrer Umgebung. Man sieht sie nicht, weil es ihre Art nicht mehr gibt. Warum kann man sie dann noch hören? Vielleicht, weil sich jemand noch an sie erinnert. Vielleicht aber lebt niemand mehr, der sich an sie erinnern könnte. Vielleicht stellt sich nur jemand vor, wie sie geklungen haben könnten.