Achim Bertenburg
Pauline M'barek
Hannah Regenberg
Wolfgang Müller

04.09.2016 –
15.10.2016

Die unbestimmte Form

Alison Knowles, Achim Bertenburg, 
Pauline M'barek, Hannah Regenberg, 
Wolfgang Müller

Eine unbestimmte Form gibt es eigentlich überhaupt nicht. Sobald eine Form entsteht, etwas eine Form annimmt, ist oder wird sie bestimmt. Unweigerlich müssen Konturen entstehen. Der Begriff ist absurd, oder er ist utopisch. Er stellt einen Umstand dar, der möglicherweise denkbar, nicht aber realisierbar ist – seine Realisierung kann Sache der Kunst sein. In einer zeitlichen Dimension etwa, in der die Form sich verändert, als etwas, das sich beständig verändert, spontan und unberechenbar seine Gestalt variiert, nicht genau zu erkennen ist. In der Ausstellung sind fünf Künstlerinnen und Künstler versammelt, in deren Werk sich aus sehr unterschiedlichen Positionen heraus dieses Motiv wiederfindet.

Alison Knowles (geb. 1933, USA) gehört zur Gruppe der New Yorker Fluxuskünstler. In ihren Collagen und Plastiken arbeitet sie oftmals mit organischen Materialien wie Bohnen oder Zwiebelschalen. Ihre Arbeiten aus handgeschöpftem Papier haben einen recht amorphen Charakter. Sie erinnern an Rinde oder Torf – Dinge auf der Schwelle zwischen Entstehen und Vergehen.

Achim Bertenburgs (geb. 1954, BRD) Ölbilder sind Ergebnisse oft langwieriger Prozesse, bei denen immer wieder Farbe auf- und abgetragen wird. Bertenburg nähert sich auf diese Weise einer gegenständlichen Welt an und entfernt sich dann wieder von ihr. Auch das Betrachten dieser Bilder entspricht diesem Vorgang – sie wirken zunächst abstrakt, dann meint man etwas Konkretes zu sehen. Aber je länger man hinschaut, desto weniger bleibt davon übrig. Die Arbeiten ähneln unscharfen Fotografien, auf denen man dokumentierte Vergangenheit versucht wiederzufinden. Insofern bewegen sie sich in den Zwischenbereichen der menschlichen Wahrnehmung: zwischen Wachen und Schlafen, Erinnern und Nichterinnern, Erkennen und Nichterkennen.

Pauline M’barek (geb. 1979, BRD) arbeitet in ihrer Serie der Relikte in Gips vor dem Hintergrund postkolonialer Theorie nicht genau bestimmbare Formen aus. Während in Wissenschaften wie der Ethnologie vorgefundene Dinge klar eingeordnet und benannt werden, entziehen sich die Dinge, die Pauline M’barek herstellt, einem solchen Zugriff. Gleichsam erinnern sie an archaische Kultgegenstände, an Relikte einer Kultur, die es nicht mehr gibt – aber auch an etwas aus der Natur, an Wurzeln, Muscheln oder Früchte.

Hannah Regenberg (geb. 1985, BRD) interessiert die Tendenz der Bildwerdung von Sprache. Sie arbeitet mit verschiedenen Mitteln und Materialien. Auf ihren Fotografien sind bewegte Formen zu sehen, man erkennt gerade noch Holzmaserungen. Es sind runde Körper, die so konstruiert sind, dass sie gleich einem seltsamen Ei die Larven von Buchstaben beinhalten. Tatsächlich sind zwei kleine As darin enthalten, die sichtbar werden, sobald man die Form mit einem Schnitt öffnet.

Wolfgang Müller (geb. 1957, BRD) war Mitglied der Künstlergruppe Die Tödliche Doris, die in ihren konzeptuellen Bildern, Videos, Performances und auf ihren Platten mit der Auflösung der eigenen Künstler- oder Bandidentitäten spielte. Es gab die Idee, die einzelnen Personen gingen in einem neuem Körper, dem Körper der Doris auf. Die Gestalt des siebenköpfigen Informators, die Müller in Variationen (wie sonst?) gezeichnet hat, thematisiert einen solchen Prozess.