Stadt, Wert, Fluss (Berlin Take)
16.09.2023 –
23.09.2023
Eiko Grimberg, Luise Marchand, Michael Schmid
Haus1 | Waterloo Ufer 1 | Berlin
Eröffnung | 16. September | 18 Uhr
Öffnungszeiten | 17.9. | 13:00-18:00 und nach Anmeldung: info@k-strich.de
Im Fokus steht der Ausstellungsort selbst, das ehemalige Klohäuschen am Halleschen Tor, heute Haus1, gegenüber der Amerika-Gedenkbibliothek. 10.000 Menschen steigen dort täglich um, die Gegend ist die letzte Naht zwischen der tot gentrifizierten Friedrichstraße und dem roughen Kreuzberg. Eigentumsblöcke werden vor die Sozialwohnblöcke gesetzt, der letzte (Versogungs)Supermarkt schließt und drei Hipsterrestaurants eröffnen. Die 1000 Touristen werden stets von einer großen Community an Drogenabhängigen begrüßt. In diesem Umfeld werden die Arbeiten der Künstler:innen zu sehen sein - im Inneren, aber auch im Außenraum des Pavillons. Das Haus hat eine Terrasse, die vom anderen Ufer gut sichtbar ist, diese soll bespielt werden. Luise Marchand hatte bereits zum Gallery Weekend 2021 rund um die Galeriestraßen Plakate verklebt. Darauf zu sehen waren Schnecken, die ihre schleimigen Körper über Geldscheine ziehen. Von der Außenfassade des Pavillons nun blickt eine jener Schnecken über den Fluss, gespiegelt vom goldenen Glanz einer Kreditkarte.
Von Geld handeln die hier ausgestellten fotografischen Arbeiten. Geld ist nicht jedoch keinesfalls wesentlich. Geld ist bloß Ausdrucksmittel oder Erscheinung eines gesellschaftlichen Verhältnisses. Der Wert ist das vermittelnde Dritte zwischen Ware und Arbeitszeit. Der Wert ist abstrakt und braucht eine Erscheinungsform. Die findet er im Geld. In Scheine und Münzen verkleidet sich das Wertverhältnis. Geld kann man horten, es stehlen, man kann einen protzigen oder verschämten Umgang mit ihm pflegen. Wie nimmt man es in die Hand? Worin bewahrt man es auf? In welchen Einheiten trägt man es mit sich herum? In jeder Verkleidung steckt ein irrationales Moment. Geld hat seinen Fetischcharakter. Geld ist anal oder oral. Man hält es fest oder verschlingt es. Prinzipiell braucht das ökonomische, gesellschaftliche Verhältnis keine Scheine oder Münzen. Es kann sich auch in Konten und Zahlen manifestieren. Materielles Geld ist zutiefst atavistisch. Nicht nur Luise Marchands Schnecken beschmiegen und bedenken es mit ihrem Schleim. In Eiko Grimbergs Fotografien sehen wir es durch Hände gehen, sich zwischen Fingern und Handballen bewegen. Die Haltung der Hände offenbart ihre Haltung zum Geld. Michael Schmid hat sein Geld auf den Straßen von Los Angeles gefunden. Seine Münzen kommen einer kindlichen Fantasie von Geld gleich. Die getönten und weggeworfenen Brillengläser hat er gesammelt und sie als Fotogramme zu leuchtenden Kostbarkeiten gemacht.